Die Pflegeagentur Erni wünscht frohe Weihnachten
Das gesamte Team der Pflegeagentur Erni wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest und vor allem einen gesunden Start ins neue Jahr 2021!
Unsere Betreuungskräfte sind für die Risikogruppe auch an Weihnachten da. Ob Plätzchen backen, Adventslieder singen, Christbaum schmücken, Spaziergänge unternehmen oder die Zeit Zuhause genießen – wir machen den Alltag Ihrer Liebsten Zuhause wieder lebenswert!
Auch in dieser Woche haben wir wieder eine 5-Minuten-Vorlese-Geschichte für Senioren. Viele Menschen mit Demenz freuen sich, wenn ihnen vorgelesen wird. Gerade in der Weihnachtszeit.
Wenn ein Weihnachtsmann erzählt…
Es war kurz vor Weihnachten, wir saßen in einer kleinen Runde zusammen und ein älterer Herr erzählte uns diese seltsame Geschichte:
Da hat die bekannte Getränkefirma aus Amerika ein gewaltiges Gerücht verbreitet und war auch noch recht erfolgreich damit. Der Weihnachtsmann, ein alter pausbäckiger dicker Mann mit rotem Gewand und weißem Pelzbesatz. Nein, Coca Cola hat ihn nicht erfunden, auch die Farben wurden schon vorher in New York verwendet. Bekannt gemacht haben sie ihn und das ist ihnen wirklich gut gelungen.
Warum ich Euch das erzähle? Nun ich weiß es besser, viel besser.
Denn in jedem Jahr um die Weihnachtszeit spüre ich es, ich nenne es das Weihnachten. Dieses Gefühl bei dem man merkt, dass etwas besonderes passiert. Es fängt damit an, dass ich auf Kinder mehr achte als in der vergangenen Zeit. Ich kann kleine Kinder eigentlich nicht leiden, sie sind laut und machen nur Blödsinn, stören meine Ruhe, wollen alles wissen, sie nerven mich einfach. Bis Mitte Oktober, dann kommt langsam das Gefühl, Weihnachten.
Plötzlich bleibe ich stehen, schaue ihnen beim spielen zu, wie sie toben und lärmen, und es gefällt mir. Anfangs wird es mir gar nicht bewusst, ich freue mich einfach ihnen zu zu sehen. Ich bin schon ein komischer Kauz werdet ihr denken. Aber so ist es eben, ab Oktober mag ich Kinder.
Ich kann mir auch keine Namen merken, es dauert bis ich mein Umfeld mit Namen ansprechen kann. Zum Glück sind alle zufrieden wenn ich sie freundlich grüße, viele einfach frech duze, irgendwann kann ich mir auch den Namen merken, aber es dauert eben. Nur bei Kindern ist es anders, aber wie schon gesagt, erst ab Oktober.
Den Namen einmal gehört und nicht vergessen, abgespeichert in den Tiefen der menschlichen Festplatte. Im Dezember ist es dann so weit, ich weiß die Namen aller Kinder in unserem kleinen Ort. Es ging schnell, ein bisschen beim Spielen zugesehen und schon gemerkt. Jetzt ist wieder Dezember und ich weiß all die nun wirklich oft seltsamen Namen der Kinder aus unserem Ort. Wissen die Eltern eigentlich, dass sie Ihre Kinder schon bei der Geburt bestrafen? Weil niemand ihren Namen schreiben kann und sie ihn Zeitlebens buchstabieren müssen? Bei mir nicht, alles abgespeichert, aber nur jetzt, ja genau Weihnachten….
Im Januar? Nein, da wird wieder alles gelöscht, Weihnachten ist vorbei und ich kann Kinder nicht leiden.
Aber noch ist ja Dezember und ich liebe es wenn Kinder schreiend durch die Straßen toben. Vor einigen Jahren dachte ich mir, ich verdiene mir ein bisschen Geld damit. Ich gehe in der Vorweihnachtszeit in Kaufhäuser und zu Firmen, verkleidet als Weihnachtsmann und beschenke die Kinder und die Erwachsenen. Die Erwachsenen besonders, denn die sollen ja was kaufen. Es gefällt mir, mich als Weihnachtsmann bestaunen zu lassen. Nun gut, ich sehe nicht aus wie der von Coca Cola, ich bin eher dürr und einen Bart hab ich auch nicht. Auch alt bin ich nicht, Mitte vierzig das ist nicht alt, oder doch? Aber es macht Spaß und bringt ein wenig Geld in die leere Kasse. In der warmen Jahreszeit verdiene ich meinen Unterhalt mit Gelegenheitsjobs. Ich brauche nicht viel, es reicht gerade so aus, aber ab Ende November spiele ich den Weihnachtsmann. Ja ich freue mich wenn ich Kinder sehe und sie mit ihren großen Augen ehrfürchtig zu mir aufschauen. Ihr wisst schon, Weihnachten….
Aber zurück zu dem was ich Euch erzählen wollte.
Je näher es an den Heiligen Abend geht, um so stärker wird das Gefühl, Weihnachten, es durchdringt mich. Ein Freund hat eine Internetseite, dort dürfen Kinder Emails an den Weihnachtsmann schreiben. Im Dezember nehme ich mir immer jeden Tag ein paar Stunden Zeit und beantworte all diese Emails. Egal welche Fragen gestellt werden, ich weiß die Antwort sofort, ohne zu überlegen kann ich schnell antworten. Letzte Woche habe ich eine Frage auf polnisch beantwortet, ich kann gar kein polnisch, aber ich hab verstanden was das Kind wollte. Woher ich die Antworten weiß? Keine Ahnung, es hängt wohl mit meinem Gefühl zusammen, ja genau, Weihnachten….
In drei Tagen ist es wieder so weit, Heilig Abend. In meiner kleinen Familie wird erst sehr spät Bescherung gefeiert, denn ich bin am Abend unterwegs.
Aber ich freue mich aus einem ganz anderen Grund darauf, denn in den nächsten Tagen wird morgens wieder ein kleiner Sack vor meiner Türe stehen, spärlich befüllt mit ein paar Mandarinen und Nüssen. Nichts besonderes auf den ersten Blick, aber er hat es in sich.
Wenn es dann am 24. so weit ist, die Familien im Gottesdienst sind, mache ich mich auf den Weg, nicht wie Ihr denkt, mit Rentieren und so, es geht ganz einfach.
Ich rufe in Gedanken die Liste der Kinder auf, beim ersten Namen stehe ich noch in meinem Zimmer denke an das Kind, Anne-Marie und schon stehe ich im festlich geschmückten Wohnzimmer wo Anne-Marie wohnt. Es passiert einfach so, ich weiß nicht wie es geht, aber man muss ja nicht alles hinterfragen. In dem Zimmer steht ein festlich geschmückter Tannenbaum, Geschenke liegen auch schon darunter. Ich greife in meinen Sack und plötzlich ist neben den Mandarinen noch ein kleines Geschenk, das lege ich unter den Baum. Ich schaue mich noch kurz um und denke an das nächste Kind, Justine, und schon bin ich im Wohnzimmer von Justine, greife wieder in meinen Sack hole ein Geschenk heraus und lege es zu den anderen Geschenken. So geht es weiter, von einem Wohnzimmer zum nächsten, es geht ganz schnell, die Familien sind ja zum Glück in der Kirche. Überall sind die Tannenbäume geschmückt, die Geschenke liegen unter dem Baum und ich lege noch eines dazu. Bei Marlies war es dann etwas anders, auf dem Tisch neben dem Baum stand ein Glas Milch und ein paar Kekse lagen auf einem Teller. Alles Klar, die sind für mich, also schnell einen Schluck Milch genommen, einen Keks gegessen und weiter geht es. Eigentlich mag ich keine Milch außer, ja genau, Weihnachten.
Bei Chiara-Myriam, wer denkt sich nur die Namen aus, ist es dann passiert, ich wurde gesehen. Dem Dackel bin ich fast auf den Schwanz getreten, aber ich glaube, es war auch keine Absicht das er im Weihnachtszimmer war, also schnell den kleinen genommen und in den Flur gesetzt. Der war so erschrocken, dass er sogar vergaß mich anzubellen.
In kürzester Zeit habe ich alle Kinder in unserem Ort besucht und ein zusätzliches Geschenk unter den Baum gelegt.
Jetzt schnell wieder nach Hause, umziehen und weiter geht es. Auch ich muss Geld verdienen und Coca Cola hat ja dafür gesorgt dass ich auch an Heilig Abend etwas verdienen kann. Ich mag Coca Cola, nicht nur an Weihnachten….
In manchen Familien sehe ich dann ratlose Gesichter unter den Erwachsenen, weil sie ein Geschenk nicht zuordnen können, aber nun das hat ja wohl jeder schon mal erlebt, dass da unterm Baum ein Geschenk lag, von dem niemand wusste wer es gekauft hatte.
Ich mache das nun schon viele Jahre, aber nur hier im Ort. Ich weiß dass es in jeder Stadt so einen komischen Kauz wie mich gibt, der ein paar Stunden am heiligen Abend unterwegs ist und die Kinder in seiner Umgebung beschenkt und einige von Ihnen sind wie ich danach noch als Weihnachtsmann unterwegs.
Nun wollt ihr noch wissen wie denn der Weihnachtsmann wirklich aussieht? Er sieht aus wie ein normaler Mensch, ich habe sogar gehört das es Weihnachtsfrauen geben soll, er mag Kinder, zumindest ab Oktober, ein jeder kann es sein, aber es gibt überall nur einen.
Manche von Ihnen sind Nachts unterwegs, vor allem bei den Familien die am ersten Weihnachtstag Bescherung feiern. Von einem Weihnachtsmann habe ich gehört, dass er von einem kleinen Jungen gesehen wurde, der hat gedacht er sieht einen Einbrecher und hat die Polizei gerufen, als der vermeintliche Einbrecher dann auch noch die Kekse für den Weihnachtmann klauen wollte ist der Junge dazwischen gegangen. Aber der Weihnachtsmann hat nur kurz gelächelt, an das nächste Kind gedacht und war verschwunden. Man hat noch tagelang nach dem Einbrecher gesucht, aber wer glaubt schon einem kleinen Jungen?
So das mache ich an Weihnachten, aber jetzt muss ich weiter, ich habe noch zu tun. Er sprach es, trank seine Cola aus und ging. Wir anderen sahen uns an, wir hatten noch Fragen, aber der ältere Herr war schon weg. Wir haben ihn auch nicht mehr gesehen, aber bei jedem Weihnachtsmann den ich nun sehe, überlege ich, ist es ein echter Weihnachtsmann?
Verfasser Rolf Tischer, Quelle: Wenn ein Weihnachtsmann erzählt